Fachkraft-Quote in bayerischen Kitas weiter niedrig
Überlastung des Personals: „Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen“
In den bayerischen Kitas ist der Anteil an Mitarbeitenden, die mindestens über eine Qualifikation als Erzieher*in verfügen, im Vergleich mit den anderen Bundesländern weiterhin am niedrigsten. Das belegen die Daten aus dem aktuellen „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung. Zudem weisen neue bundesweite Daten darauf hin, dass Kita-Mitarbeitende aufgrund von Überlastung vermehrt das Berufsfeld verlassen könnten. „Es müssen unbedingt Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Entlastung schaffen und das Personal in ihrem Beruf halten“, fordert Margit Berndl, Vorständin des Paritätischen in Bayern.
In Bayern ist die Fachkraft-Quote bereits seit 2017 unverändert niedrig. Eine hohe Fachkraft-Quote, bei der mehr als acht von zehn pädagogisch Tätigen über mindestens einen einschlägigen Fachschulabschluss verfügen, gab es 2023 in Bayern nur in 3 Prozent der Kita-Teams.
Bayern hat damit den mit Abstand niedrigsten Anteil aller Bundesländer, gefolgt von Hamburg mit 16 Prozent. Den höchsten Anteil weist Thüringen mit 89 Prozent auf. Im bundesweiten Durchschnitt liegt der Anteil bei 32 Prozent. Zugleich ist der Anteil an Kita-Teams in Bayern, in denen nur 50 bis unter 70 Prozent des pädagogischen Personals als Fachkraft qualifiziert sind, von 59 Prozent in 2017 auf knapp 56 Prozent in 2023 gesunken.
Im Ländermonitor der Bertelmanns-Stiftung wird deutlich, dass die großen Bemühungen in Bayern, neue Fachkräfte zu gewinnen, bisher kaum durchschlagen – obwohl das Land ein Bündel an Maßnahmen ergriffen hat, um dem Spannungsfeld zwischen Personalmangel, Platzausbau und qualitativer Anforderungen in Kindertagesbetreuungseinrichtungen zu begegnen. Beispielsweise ermöglicht das Gesamtkonzept zur beruflichen Weiterbildung einen Quereinstieg. Außerdem werden zunehmend Fachkräfte mit ausländischen Abschlüssen in den Einrichtungen eingesetzt.
Damit die Strategien der Personalgewinnung in der Praxis auch aufgehen können, muss neues Personal jedoch gut in den Einrichtungen ankommen. Das Onboarding ist daher eine immer wichtiger werdende Aufgabe von Kita-Leitungen. Diese müssen die Vielfalt – interdisziplinäre, multiprofessionelle und multikulturelle Teams – organisieren. „Dafür müssen Leitungen befähigt werden“, führt Berndl aus. „Und sie brauchen zeitliche Ressourcen – indem Verwaltungsaufgaben abgegeben und bürokratische Vorgaben verschlankt werden.“
Überlastung des Kita-Personals
Dass sich die Überlastung des Kita-Personals bundesweit auf einem sehr hohen Niveau befindet, belegt eine aktuelle Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Bertelsmann Stiftung: Fast die Hälfte der befragten Kita-Mitarbeitenden gibt darin an, sich täglich oder fast täglich im beruflichen Alltag überlastet zu fühlen. Viele Beschäftigte schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Berufsfeld kurz- bis mittelfristig verlassen werden, als sehr hoch ein. Bei rund einem Viertel der Befragten liegt diese sogar bei 80 Prozent oder höher. Die Abwanderungsgedanken treten umso wahrscheinlicher auf, je häufiger sich jemand überlastet fühlt.
Diese Ergebnisse spiegeln sich mit den Daten des Kita-Berichts 2024 des Paritätischen Gesamtverbandes. Mit Hilfe eines Kita-Belastungsindex konnte herausgearbeitet werden, welche Faktoren sich besonders belasten auswirken: Die sind unter anderem die Kumulierung pädagogischer Förderbedarfe der Kinder, Personalengpässe (Überstunden, unbesetzte Stellen), Ressourcen für Leitungsaufgaben und die Refinanzierung von Personalkosten.
„Für bessere Rahmenbedingungen in den Kitas ist eine auskömmliche Finanzierung der Betriebskosten grundlegend“, führt Berndl aus. „Nur wenn das wirtschaftliche Fundament stabil ist, können Träger und Einrichtungen sich weiterentwickeln, ausreichend Personal beschäftigen, weiterqualifizieren und Leitungen die benötigten Ressourcen einräumen.“
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